Dem demografischen und sozialen Wandel begegnen

Beim Begriff demografischer Wandel denken viele an alternde Gesellschaften und bedrohte Rentensysteme sowie einen überbevölkerten Planeten. Doch jeden Tag arbeiten Vordenker in Wissenschaft und Wirtschaft daran, genau diesen Herausforderungen entgegen zu treten. Ob in der medizinischen Versorgung, der Mobilität oder der Energieversorgung – viele gesellschaftliche Herausforderungen lassen sich mit Hilfe von Digitalisierung und Vernetzung schon heute effizient lösen.

Was bedeutet „Demografischer Wandel“?

Demografischer Wandel ist oft negativ besetzt, dabei handelt es sich um einen neutralen Begriff. Die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung definiert ihn so: „Bezeichnung für die Bevölkerungsentwicklung und ihre Veränderungen insbesondere im Hinblick auf die Altersstruktur, die Entwicklung der Geburtenzahl und der Sterbefälle, die Anteile von Inländern, Ausländern und Eingebürgerten sowie die Zuzüge und Fortzüge.“

Welche konkreten Herausforderungen gibt es?

Überalterung

In westlichen Gesellschaften und in Japan steht der demografische Wandel für übermäßige Belastungen sozialer Sicherungssysteme. Das World Economic Forum hat errechnet, dass in vielen Ländern die durchschnittlichen Ersparnisse ein Jahrzehnt vor Lebensende aufgebraucht sein werden. Die größte Lücke gibt es für Frauen in Japan – mit rund zwanzig Jahren vor Lebensende. Ursache für die alternden Industrienationen sind teils die steigende Lebenserwartung, teils die sinkenden Geburtenzahlen.

Derzeit überaltern Japan und Europa am stärksten. 2050 werden daneben vor allem auch Kanada, Thailand, China und Südkorea von Überalterung betroffen sein.

Überbevölkerung

Die Vereinten Nationen gehen in ihrer mittleren Prognose davon aus, dass im Jahr 2050 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden – 1970 waren es noch rund 3,7 Milliarden. Alle Menschen brauchen Zugang zu sauberem Wasser, adäquater Gesundheitsversorgung und ausreichend Lebensmitteln. Schon heute haben laut UN rund 820 Millionen Menschen keinen Zugang zu ausreichender Nahrung. Ein weiteres Problem: 500 Millionen Menschen kämpfen der UN zufolge durch den Klimawandel gegen weniger fruchtbare Böden in ihrer Heimat. Durch das rasche Bevölkerungswachstum stoßen bisherige Konzepte für Infrastruktur, Industrie und Kommunikation noch stärker an ihre Grenzen.

 

Trotz Bevölkerungswachstum: Welche positiven Entwicklungen zeigen sich?

Viele Projekte in Forschung und Wirtschaft finden mit immer neuen Methoden überraschende Antworten auf die Herausforderungen des demografischen Wandels.

Mehr Bildung und sexuelle Aufklärung sorgen beispielsweise dafür, dass Geburtenraten sinken. Einen ungewöhnlichen Ansatz gab es in Brasilien, wo der Fernsehproduzent Globo in seinen Telenovelas Familien ohne oder nur mit einem Kind als Normalität dargestellt hat. Das Ergebnis? In Regionen, in denen die Shows besonders erfolgreich waren, sank die Geburtenrate.

Zugleich ändert sich der oft pessimistische Ton der Debatte ganz allgemein. Vor wenigen Jahren erreichte der weltweite Bestseller „Factfulness“ des 2017 verstorbenen schwedischen Wissenschaftlers Hans Rosling Millionen Menschen. Seine Kernaussage: Die allermeisten Indikatoren deuten trotz immer höherer Bevölkerungszahlen auf positive Entwicklungen in der Welt hin – so ist beispielsweise allein der Anteil weltweit unterernährter Menschen von 28 Prozent im Jahr 1970 auf 8,9 Prozent im Jahr 2019 gesunken.

Auch bei Unternehmen der Privatwirtschaft gibt es immer mehr Initiativen, die die Daten aus der Zukunftsforschung in den Wirtschaftsalltag bringen. So sorgt bei Infineon ein weltweites Netzwerk aus HR-Diversity-Managern dafür, dass das Personalmanagement dem demografischen Wandel gerecht wird. Mehr als 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 100 Nationen, unterschiedlichen Alters und mit vielfältigen Lebensumfeldern tragen zur Entwicklung, Produktion und Vermarktung nachhaltiger Technologielösungen bei. Das heißt: Lösungen, die das Leben einfacher, sicherer und umweltfreundlicher machen.

E-Health: Wie Big Data und das IoT zur Gesundheit beitragen

Hinter den Begriffen „Big Data“ und „Internet of Things“ (IoT) stecken viele neue Möglichkeiten für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Die Erhebung und Verarbeitung von Daten ermöglicht konkrete Einblicke in individuelle Bedürfnisse der Menschen. Passgenaue Lösungen lassen sich daraus ableiten.

In der Praxis unterstützen etwa Wearables wie smarte Uhren alternde Patienten in ihrem Alltag. Sie messen kontinuierlich den Puls und Blutdruck, können die Daten an den behandelnden Arzt weiterleiten und im Notfall Verwandte oder den Notruf verständigen. Vorhersagemethoden auf Basis künstlicher Intelligenz verbessern die Diagnosefähigkeit der Ärzte und helfen Krankheiten vorzubeugen oder schon früh zu erkennen.

Ein vernetztes Zuhause unterstützt ältere Menschen im Alltag

In einem Smart Home können zahlreiche alltägliche Aufgaben im Alter barrierefrei und ohne körperliche Anstrengung erledigt werden. Serviceroboter etwa übernehmen das Staubsaugen und bringen Essen an den Tisch. Lichter, Heizung und Rollläden werden über simple Sprachbefehle gesteuert. Der Zugang zu den eigenen vier Wänden erfolgt via Fingerabdruck oder Gesichtserkennung – kein Hausschlüssel, der verloren gehen könnte. Auch Pflegern oder Verwandten kann so auf Wunsch oder für Notfälle Zugang gewährt werden.

All diese Technologien setzen eines voraus: Cybersicherheit. Nicht zuletzt sensible persönliche Gesundheitsdaten erfordern zuverlässige Datensicherheit und Datenschutz.

Mobilität und Energiebedarf: Mehr Menschen, mehr Verkehr, mehr CO2?

Wachsende und alternde Gesellschaften benötigen auch neue Formen von Mobilität. Besonders in Metropolen wollen immer mehr und auch immer ältere Menschen schnell und sicher ans Ziel kommen. Eine Lösung dafür ist das automatisierte Fahren. Selbstfahrende Autos werden helfen, Staus und Unfälle zu vermeiden und die Mobilität im Alter zu verbessern. In den USA sind bereits zahlreiche Testflotten für automatisiertes Fahren aktiv. Kunden der Alphabet-Tochter Waymo in Phoenix (Arizona) etwa nehmen schon heute in vollkommen autonomen Fahrzeugen Platz.

Dennoch: Mehr Menschen sorgen unweigerlich für mehr Verkehr und damit einen höheren Energiebedarf. Bei Diesel und Benzinern hat dies unmittelbar einen zunehmenden Ausstoß von klimaschädlichem CO2 zur Folge. Der Umstieg auf alternative Antriebe zum Schutz von Mensch und Umwelt ist unausweichlich. Damit Alternativen wie die Elektromobilität wirklich CO2-neutral sind, kann der Strom nicht aus fossilen Energieträgern gewonnen werden. Ein Umstieg auf regenerative Quellen wie Wind und Sonne ist unabdingbar.

Nicht nur bei der Erzeugung, sondern auch bei der Speicherung, Übertragung und Nutzung von Energie leistet Mikroelektronik einen entscheidenden Beitrag. Sie ist unabdingbar, wenn es darum geht, die wachsende und sich wandelnde Bevölkerung nachhaltig und effizient mit Energie zu versorgen.

 

Letzte Aktualisierung: Juli 2021