Was sind Erneuerbare Energien und welche Vorteile bieten sie im Vergleich zu fossilen Brennstoffen?
Immer mehr Menschen leben auf der Erde, die Industrie wächst und somit auch der Bedarf an Energie. Doch fossile Brennstoffe, wie Kohle und Erdöl, sind nicht unbegrenzt verfügbar. Was also tun? Die Welt braucht alternative Energieformen, die sich auf natürliche Weise erneuen und unbegrenzt zur Verfügung stehen. Dazu zählen Wasserkraft, Sonnen- und Windenergie, Biomasse und Erdwärme. Die Anlagen stoßen weder Treibhausgase noch Schadstoffe aus und produzieren Energie somit klima- und gesundheitsfreundlich.
Es gibt noch weitere Vorteile: Deutschland wird dank der erneuerbaren Energien unabhängiger vom Import fossiler Brennstoffe. Das Land spart Kosten und kann eigenständiger agieren. Rund um die alternativen Energieformen entwickelt sich zudem eine Hightech-Branche. Erneuerbare Energien sind ein Wachstumsmarkt der bis 2025 ein Volumen von 1.512 Milliarden US-Dollar erreichen soll.
Weltweit gab es 2018 elf Millionen Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien, erklärt die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) – ein Zuwachs von sieben Prozent im Vergleich zu 2017. Mit rund 3,3 Millionen Angestellten ist die Photovoltaikbranche dabei der größte Arbeitsmarkt.
Es gibt fünf verschiedene Arten an Erneuerbaren Energiequellen: Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme.
Die Sonne schickt gigantische Energiemengen auf die Erde – in einer Stunde genug Energie, um theoretisch die ganze Erde ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Entsprechend verlockend sind Photovoltaikmodule, die weltweit auf Gebäudedächern und Freiflächen zu finden sind. Sie arbeiten mit Halbleitern aus Silizium, die Sonnenstrahlen in elektrischen Strom umwandeln. Alternativ lässt sich mit dem Sonnenlicht Wärme erzeugen. In diesem Fall heizen thermische Solarkollektoren mithilfe von Sonnenlicht Öl oder Wasser auf. Das warme Wasser dient anschließend zum Heizen. Der größte Solarpark der Welt steht übrigens in China. Über vier Millionen Panele umfasst der Longyangxia Dam Solar Park. Sie liefern rund 850 MW Strom – genug Energie für 140.000 Einfamilienhäuser.
Photovoltaikanlagen haben 2020 in Deutschland 50,6 Terawattstunden (TWh) Strom produziert, so das Umweltbundesamt – das entspricht 20 Prozent der Gesamtenergiebereitstellung der Erneuerbaren Energien. Zudem entstehen aktuell zwischen 8 und 9 TWh Wärme durch Solarthermie.
Fast überall in Deutschland stehen Windkraftanlagen. Der Wind versetzt den Rotor in Drehung. Ein Generator wandelt die Bewegungsenergie in Strom um – ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo.
Windkraftanlagen haben in Deutschland 2020 insgesamt 131 TWh Strom erzeugt – die Anlagen deckten damit 23,7 Prozent des gesamten Strombedarfs. Das größte Windrad der Welt steht in Deutschland, in Gaildorf bei Stuttgart. Der Gigant ist 246,5 Meter hoch und hat eine Leistung von 3,4 Megawatt (MW).
Auch fließend Wasser erzeugt Energie. In Wasserkraftwerken arbeiten Turbinen, die in einem Fluss oder in der Mauer eines Staudamms sitzen. Die Flussströmung bewegt dabei die Turbinenräder. Die Räder wiederum treiben Stromgeneratoren an. Das größte Wasserkraftwerk der Welt ist der Drei-Schluchten-Staudamm in China. Die Staumauer ist 185 Meter hoch und 2.309 Meter lang. Es hat eine Leistung von 22,5 Gigawatt (GW).
Die Wasserkraft spielt im deutschen Energiemix eine vergleichsweise kleine Rolle. Die Anlagen haben 2020 insgesamt 18,6 TWh Strom produziert – das entspricht 7 Prozent der Energiebereitstellung durch Erneuerbaren Energien. Anders sieht es bei unseren Nachbarn in Norwegen aus. Da das Land sehr viele Flüsse, Seen und Wasserfälle hat, spielt Wasserkraft eine bedeutendere Rolle. Sie deckt über 96 Prozent des Energiebedarfs.
Weitere Quellen für die Stromgewinnung sind unter anderem pflanzliche und tierische Abfälle. Verbrennt diese Biomasse in einem Kessel, setzt der Vorgang Hitze frei, die anschließend Wasser zum Sieden bringt. Der daraus entstehende Wasserdampf treibt Turbinen an, die über Generatoren Strom erzeugen – ähnlich wie in einem klassischen Kohlekraftwerk.
Die optimale Effizienz erreichen Biomassekraftwerke dann, wenn sie gleichzeitig die Abwärme zum Heizen nutzen. Das weltweit größte Biomassekraftwerk steht im südpolnischen Polaniece. Es erreicht eine elektrische Leistung von 200 MW.
Biomassekraftwerke erzeugten 2018 in Deutschland 51,3 TWh Strom – das entspricht einem Anteil von 12 Prozent am Energiemix. Hinzu kamen in 2019 allerdings 152 TWh Wärme. Insgesamt hat Biomasse einen Anteil von 88 Prozent an der gesamten Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien.
Unter unseren Füßen brodelt es. Alle 100 Meter erhöht sich die Temperatur in der Erde um drei Grad Celsius – in der schwäbischen Alp sogar um zehn Grad Celsius, aufgrund der Nähe zu Vulkanherden. Diese Wärme lässt sich nutzen, um Strom zu gewinnen. Riesige Bohrer in Erdwärmekraftwerken dringen hunderte Meter tief in die Erde. Pumpen befördern anschließend Wasser ins heiße Erdinnere. In dieser Tiefe verwandelt sich das vergleichsweise kühle Nass in Dampf, der Turbinen und somit Stromgeneratoren antreibt.
Im Vergleich zu Biomassekraftwerken spielen Erdwärmekraftwerke in Deutschland eine untergeordnete Rolle. Sie erzeugten 2018 etwa 0,2 TWh Strom. Hinzu kommen 14,7 TWh Wärme, gewonnen mit Geothermie und Umweltwärme.
Erneuerbare Energien bringen jedoch auch Herausforderungen mit sich: Die Sonne scheint unregelmäßig. Wind ist wechselhaft. Es liegt also nahe, die Energie aus ertragreichen Zeiten zu speichern. Doch wie?
Der Klimaschutzplan sieht vor, bis 2050 Strom weitgehend treibhausneutral zu erzeugen. Dafür haben die Politiker Etappenziele gesteckt. Bis 2025 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien bei bis zu 45 Prozent liegen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verpflichtet Netzbetreiber deswegen, vorrangig Erneuerbare-Energien- Anlagen an ihr Netz anzuschließen.
Die Erneuerbaren Energiequellen haben 2020 insgesamt 233 TWh Energie erzeugt. Dies ist ein Anstieg von 4,1 Prozent im Vergleich zu 2019.
Damit produzierten die Erneuerbaren Energiequellen 45.4 Prozent des Stroms in Deutschland und 15 Prozent der Wärme. Das Land sparte dadurch 227 Millionen Tonnen CO2 ein. An einem Tag, dem 28. Januar 2018, deckten die Ökoenergien sogar 81 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland ab.
Auch weltweit ist der Ausbau Erneuerbarer Energien im Gange. Die globale Erzeugungskapazität lag Ende 2018 bei 2.799 GW, so die International Renewable Energie Agency (IRENA). Das entspricht in etwa einem Drittel der weltweiten Stromkapazität. Mit 1.140 GW macht die Wasserkraft dabei den größten Anteil aus. Es folgen Windenergie mit 622 GW und Solarenergie mit 584 GW.
Am stärksten wuchsen die Kapazitäten für erneuerbare Energien zuletzt in Ozeanien (17,7 Prozent), gefolgt von Asien (11,4 Prozent) und Afrika (8,4 Prozent).
Forscher weltweit experimentieren mit weiteren Erneuerbaren Energien. Das US-Unternehmen Solaren will Solarparks im Weltraum bauen, um Sonnenergie noch effizienter zu tanken. Zu den neuen Ansätzen zählen auch schwimmende Solarkraftanlagen. Sie erreichen wegen der Kühlung durch das Wasser einen höheren Wirkungsgrad. Und vor der Küste von North Devon in England steht eine Pilotanlage, in der Turbinen die Meeresströmung in Energie umwandeln.
Auch die Schweden zeigen sich experimentierfreudig. Wissenschaftler wollen die Außenhaut eines Hochhauses in Stockholm (Söder Torn) mit einer Art Plüschfell bekleiden. Das Fell besteht aus Millionen winziger Härchen, die einen piezoelektrischen Kern haben. Bewegen sich die Härchen im Wind, erzeugen sie Strom. Es wird also spannend werden, was die Zukunft der Erneuerbaren Energien bereithält.
Letzte Aktualisierung: Juli 2021