Klimawandel und Ressourcenknappheit

Versinkende Metropolen, gigantische Wüsten, unkalkulierbare finanzielle Risiken:
In puncto Klimawandel zeichnen Wissenschaftler ein düsteres Bild von der Zukunft. Er wird als eine der größten Herausforderungen der Gesellschaft gesehen.

Wenn wir nicht grundlegend umdenken und nachhaltiger und verantwortungsvoller mit der Erde und ihren natürlichen Ressourcen umgehen, wird es irgendwann für viele nicht nur räumlich eng. Ein Thema, das Wissenschaft, Politik und Wirtschaft seit Jahrzehnten beschäftigt. Neben der allseits bekannten Eiszeit droht der Erde aufgrund zunehmender Erderwärmung auch eine Heißzeit – und das im Verlauf von nur wenigen Generationen. Dabei ist das Phänomen nicht nur die Folge menschlichen (Fehl-)Verhaltens, sondern auch ein natürlicher Prozess.

Klimawandel? Aber natürlich!

Der Klimawandel beschreibt eine Abkühlung oder Erwärmung auf der Erde über unterschiedliche Zeiträume, und zwar unabhängig davon, ob die Ursachen auf natürlichen Einflüssen beruhen oder von uns Menschen verursacht wurden.

Faktoren des natürlichen Klimawandels

Die gute Nachricht vorweg: Wir Menschen sind nicht an allem schuld. Es gibt natürliche Faktoren und Prozesse, die schon lange vor Anbeginn der Menschheit auf unterschiedliche Art und Weise das Klima beeinflussten. Einige dieser Einflüsse verstärken sich gegenseitig, einige neutralisieren sich. Einer der Hauptfaktoren des natürlichen Klimawandels ist die Sonne. Ihre Strahlen werden von der Erdoberfläche zurück in Richtung Weltraum reflektiert. Häufig kommen sie dort aber nicht an, sondern werden vorher aufgrund von natürlichen Gasen wie Methan oder Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre erneut zurück zur Erde reflektiert. Diese Rückstrahlung führt zu einer Erwärmung der Erde – dem Treibhauseffekt.

Verstärkt wird dieser durch die Plattentektonik. Die Verschiebung der Kontinentalplatten führt mit den damit einhergehenden Prozessen wie der Entstehung von Faltengebirgen zu einer Veränderung der Konzentration von Treibhausgasen. Dies hat Einfluss auf die Rückstrahlung der Sonnenstrahlen zur Erde und somit auf das Klima. Vulkane tragen ebenfalls ihren Teil zum Klimawandel bei, weil sie bei einem Ausbruch die Verteilung der Gase in der Atmosphäre beeinflussen. Der Mond mit seinem Einfluss auf die Gezeiten und die Ozeane mit ihren wechselnden Wärmegraden sind weitere klimawirksame Faktoren.

Globale Erwärmung – der Preis der Industrialisierung

Die vom Menschen maßgeblich beeinflusste Entwicklung der Erderwärmung wird als globale Erwärmung bezeichnet. Seit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert verstärken wir Menschen durch den vermehrten Ausstoß von Treibhausgasen den natürlichen Treibhauseffekt. Eine bedenkliche Entwicklung: Der Erwärmungstrend der letzten 50 Jahre ist pro Jahrzehnt fast doppelt so hoch wie der Trend der letzten 100 Jahre. Nie zuvor in 66 Millionen Jahren Erdgeschichte waren die Erwärmungsphasen schneller und die Temperatursprünge größer. Bedenkt man, dass darin auch die Erwärmung nach der Eiszeit berücksichtigt ist, wird die dramatische Entwicklung umso deutlicher. Aufgrund menschlicher Einflüsse wird die Erwärmungsgeschwindigkeit zukünftig ca. 100-mal höher sein als beim natürlichen Klimawandel.

Heiße Zeiten

Die nächste Eiszeit wird sich aufgrund des veränderten Temperaturniveaus verschieben. Die Hitzewellen, die große Teile Europas im Sommer 2018 ins Schwitzen gebracht haben, geben einen Ausblick auf die Art und Weise, wie sich das Klima entwickeln könnte. Experten warnen vor einer Heißzeit, die den passenden englischen Fachausdruck „Hothouse Earth“ trägt. Laut Klimaforschern reichen zwei Grad Erwärmung aus, um die Erde langfristig um vier bis fünf Grad aufzuheizen. Ein Rückkopplungsprozess mit verheerenden Folgen: Der Meeresspiegel steigt bei diesem Szenario um zehn bis 60 Meter an. Metropolen wie New York, London oder Bangkok wären dann einfach weg. China, Indien und Bangladesch würden zu Wüsten mutieren, Europa würde unter einer permanenten Dürre leiden.

Auswirkungen auf Bäume und die Holzqualität

Auf den ersten Blick gibt es auch vermeintlich gute Nachrichten. Bäume wachsen aufgrund des Klimawandels schneller. Die schlechte Nachricht: Die Qualität des Holzes wird durch den Klimawandel minderwertig. Die entsprechenden Proben zur Untersuchung des natürlichen Rohstoffs reichen interessanterweise zurück bis zur industriellen Revolution. Ein eindeutiger Trend zeichnet sich ab. Zwar beschleunigte das veränderte Klima seit 1900 das Wachstum der Bäume um 29 bis 100 Prozent. Das Holz dieser Bäume wurde aber gleichzeitig um acht bis zwölf Prozent leichter, es fehlt den Bäumen an Substanz. Die abnehmende Holzdichte erklären Forscher zum einen mit dem Klimawandel. Zum anderen tragen gestiegene Stickstoffwerte, verursacht durch Landwirtschaft, höheres Verkehrsaufkommen und den steigenden Industrialisierungsgrad, dazu bei. Das immer leichtere Holz ist weniger stabil und hat einen geringeren Brennwert. In der Natur sind Bäume mit geringerer Holzdichte anfälliger für Wettereinflüsse wie Schnee oder Wind.

Unbezahlbares Oktoberfest?

„Wird es halt wärmer. Ein kühles Bier verschafft Abhilfe!“ – ein Irrtum! Der Klimawandel sorgt nicht nur im großen Stil für tiefgreifende Änderungen, die Folgen sind auch im kleineren Maßstab nicht zu unterschätzen. Ein Beispiel: Der durchschnittliche weltweite Bierpreis könnte sich durch den Klimawandel verdoppeln. Warum? Durch die Hitzeperioden und damit verbundenen Dürrephasen ist davon auszugehen, dass die Erntemenge an Gerste signifikant sinkt. Diese Verknappung des Rohstoffs würde zu steigenden Preisen führen. Im Rahmen einer Studie prognostizieren Forscher des Weltklimarats, dass die durchschnittlichen Erntemengen bei der Gerste weltweit perspektivisch um drei bis 17 Prozent sinken werden. Diese launige Bier-Anekdote hat einen ernsten Hintergrund: Die Ernteeinbußen würden nämlich nicht bei der Gerste haltmachen, sondern auch andere Rohstoffe betreffen. Die Landwirtschaft in Mitteleuropa müsste bei einer Erderwärmung um zwei Grad insgesamt heftige Ernteeinbußen hinnehmen. In Asien, Afrika und Amerika wären vor allem die Ernten von Mais, Weizen und Reis vom veränderten Klima negativ betroffen.

Der Klimawandel geht richtig ins Geld: Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge könnte der Klimawandel bis zum Jahr 2050 volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von 200 Billionen US-Dollar verursachen. Eine von der britischen Regierung in Auftrag gegebene Studie geht von wirtschaftlichen Schäden bis zum Jahr 2100 von fünf bis 20 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung aus.

Es wird knapp

Einen weiteren wichtigen Faktor im Komplex Klimawandel bilden die natürlichen Ressourcen der Erde bzw. die Tatsache, dass diese Ressourcen nicht endlos verfügbar sind. Das gilt sowohl für nicht erneuerbare Naturressourcen wie fossile Brennstoffe oder Bodenschätze als auch für erneuerbare Rohstoffe wie Wasser, Holz, Pflanzen und Tiere. Der Grund: Erneuerbare Rohstoffe werden oft schneller verbraucht, als dass sie nachwachsen können. Im Jahr 2018 waren die nachwachsenden Ressourcen, die anteilig auf das Kalenderjahr berechnet theoretisch zur Verfügung stehen, bereits Anfang August aufgebraucht. 2000 lag dieser Zeitpunkt noch im September, im Jahr 1970 im Dezember. Das belegt, dass immer mehr Menschen immer schneller die verfügbaren Ressourcen aufbrauchen.

Letzte Chance für die Menschheit?

Inzwischen sind sich viele in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einig, dass nur ein radikaler Kurswechsel beim Klimaschutz diese für uns alle bedrohliche Entwicklung stoppen kann. Andere wiederum sehen derweil wenig Handlungsbedarf. Ein grundlegendes Umdenken ist aber notwendig, verbunden mit dem Willen und Bewusstsein, den Raubbau an der Erde durch eine nachhaltige und klimafreundliche Lebensweise zu beenden. In seinem Sonderbericht von 2018 erklärte der Weltklimarat, dass eine Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 Grad noch möglich ist. Auf diese Grenze hatten sich die teilnehmenden Staaten der Weltklimakonferenz in Paris im Jahr 2015 geeinigt. Im November 2016 trat ein Klimaschutzabkommen in Kraft, mit dem sich die Länder völkerrechtlich verbindlich verpflichteten, die globale Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Im Hinblick darauf und nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom April 2021 hat sich Deutschland verpflichtet, seine Klimaziele fünf Jahre früher, im Jahr 2045, zu erreichen. Bis dahin will das Land klimaneutral sein. 

Um dieses Ziel zu erreichen, sind laut Weltklimarat tiefgreifende Veränderungen bei der Stromerzeugung, der Fortbewegung, der Landwirtschaft, bei Industrieprozessen und der städtischen Infrastruktur notwendig.

 

Letzte Aktualisierung: Juli 2021